Archiv für August 2009

09
Aug
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Kommt Kolumbus aus Felanitx?

Felanitx

Schon 1956 sagte Robert von Ranke-Graves, der englische Schriftsteller, daß Christoph Kolumbus aus Mallorca stammte, genauer gesagt, aus Felanitx, und daß er teils jüdischer Abstammung gewesen sei.

Diese Meinung tat von Ranke-Graves kund, ohne daß er Gabriel Verd Martorell kannte. Der Mallorquiner (1955 geboren) ist der Autor eines 1989 erschienenen Buches mit dem Titel Cristóbal Colón era noble y de sangre real: Una realidad, nació en Mallorca (Imprenta Politecnica, Palma de Mallorca). Señor Verd Martorell legt in seiner Abhandlung recht überzeugend dar, daß Cristobál Colón, oder auch Cristobál Colom auf Mallorquinisch (Christoph Kolumbus für uns), weder portugiesischer noch italienischer Abstammung gewesen sei, und auch nicht aus Barcelona stammen würde, sondern stattdessen in Felanitx gebürtig gewesen sei. Seine Mutter sei Margalida Colom gewesen, während sein Vater Príncipe Carlos de Viana gewesen sei, ein Bruder von König Fernando de Aragón, mithin ein Adeliger. Die Geburt hätte allerdings außerehelich stattgefunden, wie das beim Prinzen von Viana wohl öfters der Fall gewesen war.

Felanitx

Gabriel Verd Martorell hat mehr als zehn Jahre lang damit verbracht, Hunderte von Dokumenten, Landkarten, Briefen und Tagebüchern zu studieren, um seine Argumentation abzusichern. Bereits 1984 hatte er ein erstes Buch zu dem Thema herausgegeben, mit dem Titel Cristóbal Colón y La revelación del enigma.

Die Belege, die auf den ersten Blick am Einsichtigsten für seine These sind, sind wohl die, daß Kolumbus die erste Insel, auf die er in der Neuen Welt stieß, San Salvador nannte, und das die Insel umgebende Meer Mar de Nuestra Señora, beides nach dem Kloster in der Nähe von Felanitx (Nuestra Señora de San Salvador). Eine weitere Insel hätte er Isla Margalida genannt, nach dem Namen seiner Mutter. Wäre er Italiener gewesen, dann hätte die Insel Margherita heißen müssen, oder eben Margarita, falls er Spanier gewesen wäre, oder Margarida, falls er aus Katalonien abgestammt wäre.

Kolumbus hatte dem Vernehmen auch all seine Korrespondenz auf Mallorquín geschrieben, und eben nicht auf Castellano, und nur ganz selten auf Italienisch. Aber es gibt noch eine ganze Vielzahl anderer und sehr überzeugender Belege für die von Verd Martorell aufgestellte Behauptung.

Das Buch ist zweifelsohne interessant. Es ist spannend geschrieben und ist in seinem Ergebnis recht überzeugend. Ich empfehle seine Lektüre, immer vorausgesetzt, daß man die Lingua Castellana einigermaßen beherrscht.

Gabriel_Verd_Martorell

Das Foto (oben) wurde in Felanitx, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 2. Mai 2009. Die Uhrzeit: 21:14:36. Das Foto (unten) wurde vom Internet geborgt, und zwar von der Website des Ajuntament de Felanitx.

Moltes gràcies.

07
Aug
09

Die Castells von Mallorca

castell_santueri

Ich hatte kürzlich einmal die Gelegenheit, ein Buch des Erzherzogs Ludwig Salvator aus dem Jahre 1910 unter dem Titel Die Felsenfesten Mallorcas – Geschichte und Sage in einer Originalausgabe lesen zu können. Es ist schon ein außergewöhnliches Erlebnis, in einer Erstausgabe eines 99 Jahre alten Buches zu blättern.

Das Buch ist ein besonderer Genuß, weil in ihm Mallorca und seine Felsenfestungen so beschrieben werden, wie sie sich vor 100 Jahren dargestellt haben. Das Werk beschreibt ausführlich das Castell de Santueri in der Nähe von Felanitx, das Castell de Alaró und das Castell del Rey in der Nähe von Pollença. Die drei Befestigungsanlagen stammen alle aus der maurischen Epoche und sind nun wohl um die tausand Jahre alt, mehr oder weniger. Die drei Burgen waren im Jahre 1910 schon jeweils in Privatbesitz und sind es wohl auch heute noch, soviel ich weiß.

Castell_alaró

Der Autor selbst sagt es so (im Vorwort zu seinem Buch):

„Mir dünkte, daß eine Zusammenstellung von dem, was man über die Felsenfesten Mallorcas noch weiß, nicht unwillkommen wäre. Ihre Mauern, ihre Zinnen mögen allmählich, vom Zahn der Zeit zerfressen, herabfallen, ihre Geschichte und der Anteil, den sie an den Geschicken des neu entstandenen christlichen Königreiches nahmen, wird aber verbleiben… Der Wanderer, der ihre Höhen ersteigt und von denselben weithin das Auge auf die Umgebung und die herrlichen Fernsichten schweifen läßt, wird aus diesen Erinnerungen neuen Stoff zu seinem Interesse schöpfen, sich in der Einbildungskraft Szenen aus längst vergangener Zeit ausmalen können und die brüchigen Reste werden ihm mehr scheinen als bloß baufälliges Gemäuer“.

Castell_del_Rei

Leider gibt es keine neuzeitliche Auflage auf deutsch. Lediglich eine katalanische Übersetzung ist erschienen unter dem Titel Arxiduc Lluís Salvador: Els castells roquers de Mallorca, història i llegenda.

Besuchen Sie einmal die eine oder andere dieser Felsenburgen, solange das noch möglich ist. Die drei Burgen sind alle in ziemlich schlechtem baulichem Zustand, ganz so, wie sie es wohl auch vor 100 Jahren schon waren.

felsenfesten

Das Foto (oben) stammt aus meinem Bildarchiv. Es wurde in der Nähe von Felanitx, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 20. Oktober 2007. Die Uhrzeit: 15:47:13. Die Fotos (Mitte und unten) wurden vom Internet geborgt. Dem Consell de Mallorca sei gedankt.

Moltes gràcies.

04
Aug
09

Die Mandelbaumplage

xylophagous_insects

Die Bauern Mallorcas sorgen sich sehr um ihre Mandelbäume. Allem Anschein nach sind eine ganze Anzahl von mallorquinischen Mandelbäumen bereits durch den Befall von xylophagischen Insekten eingegangen.

Diese Insekten (Gliederfüßer) sind winzige Käfer oder auch Termiten, die sich vom Verzehr von Holz ernähren und die sich oft auf eine bestimmte Baumsorte beschränken. Ein Baum, der durch solche Holzfresser befallen ist, kann in der Regel nicht mehr gerettet werden und geht schon innerhalb weniger Monate komplett zugrunde.

Dieses Mandelbauminsekt der Xylophagie-Spezie scheint bisher wenig bekannt zu sein. Man weiß nicht genau, weshalb das Insekt sich gerade auf den Mandelbaum spezialisiert. Die Fachleute stehen vor einem Rätsel. Es sieht aber so aus, als wären bereits einige Tausend Mandelbäume auf Mallorca eingegangen und als seien etliche Hundert Hektar Anbaufläche betroffen, und zwar vor Allem (aber nicht nur) in der Gegend von Son Carrió und Sant Llorenç. Die Conselleria de Agricultura des Govern Balear wird von den Bauern beschuldigt, nicht genug zu tun und nicht genügend über das Problem und seine Gefahren aufzuklären.

Ich bin nicht sicher, daß der Mandelbaum in meinem Foto wirklich von diesen Mandelbaumtermiten befallen ist, aber er ist auf jeden Fall tot, soweit ich das beurteilen kann.

Für den Fall, daß diese Epidemie sich Inselweit ausbreiten sollte, befürchten die Leute aus dem mallorquinischen Landwirtschaftsministerium, daß es vielleicht nie wieder eine der typischen, mallorquinischen Mandelblüten geben wird. Da kann man nur beten und auf das Beste hoffen.

La crisis, sinkende Besucherzahlen, steigende Arbeitslosenquoten, die Hitzewellen, die Autobombe, die Mandelbaumplage. Was kommt jetzt noch als Nächstes?

Das Foto wurde in der Nähe von Felanitx, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 3. August 2009. Die Uhrzeit: 18:05:02.




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