Archiv für Januar 2009

31
Jan
09

Rien ne va plus

rebajas1

Rebajas (Rebaixes, der Winterschlußverkauf) sind auf Mallorca in vollem Gang. Der Wnterschlußverkauf beginnt in Spanien immer am Tag nach den Heiligen Drei Königen. Dem Vernehmen nach waren die Rebajas, zumindest in Palma, in der erster Woche ganz zufriedenstellend, aber seither wird vom Einzelhandel nur noch geklagt. Der Umsatz scheint überall erheblich zurückgegangen zu sein.

La Crisis, nehme ich an.

Der hier gezeigte Laden hatte wohl das Rebajas-Zeichen in seinem Schaufenster, aber der Laden war, außer den Schaufensterpuppen, vollkommen leer geräumt, so, als würde eine Schließung kurz bevorstehen.

Das Leben ist manchmal nicht fair.

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 14. Januar 2009. Die Uhrzeit: 14:17:23.

30
Jan
09

Die Mühlen des Gesetzes

juezes

Ich hatte vor Kurzem das zweifelhafte Vergnügen, die Juzgados in Palma de Mallorca besuchen zu müssen. Das Sa Gerreria genannte, neue Gerichtsgebäude ist vor zwei Jahren erst eingeweiht worden. Sa Gerreria ist auch der Name des ganzen Stadtteils, früher besser bekannt als Barrio Chino.

Ich nehme einmal an, daß die wenigsten unter meinen Lesern schon mit dem Gesetz in Spain zu tun hatten, sei es als Kläger oder als Angeklagter. Aber ich muß sagen, daß ein Besuch bei den professionellen Gesetzeshütern auch etwas Positives haben kann. Man fühlt sich etwas mehr involviert und hat nicht mehr das Gefühl, ein bloßer Außenseiter oder nur ein total unbeteiligter Besucher hier zu sein. Es hilft natürlich, wenn man die Gerichtssprache beherrscht, die überall in Spanien das Castiliano ist. Und es hilft besonders, wenn man auf der gewinnenden Seite ist. Zum Glück war mein Fall von Erfolg gekrönt gewesen.

Obwohl mein Streitfall kein Ehedisput war, hatte ich doch das Gefühl, daß die meisten Beteiligten in diesem Gericht an jenem Tag wegen solcher Ehestreitigkeiten erschienen waren. Irgendwie war es ein eher trauriges Bild.

Das moderne Gebäude machte von außen einen attraktiven Eindruck, wenn es mir auch recht massiv vorkam. Von innen allerdings kam ich mir vor wie in einem riesigen und äußerst unattraktiven Parkhaus.

Die Justizangestellten der Balearen planen für nächste Woche, am 4. Februar, einen Warnstreik. Die Richter in ganz Spanien wollen dann im kommenden Juni streiken. Dann werden die Mühlen des Gesetzes ein bischen langsamer laufen, denke ich mal.

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 14. Januar 2009. Die Uhrzeit: 10:34:48.

29
Jan
09

Quellwasser

fuente

In Mallorca zu leben, hat viele angenehme Seiten, unter anderem auch die, daß man reines Quellwasser finden kann.

Ich kenne mindestens drei Orte auf der Insel, wo man bestes Quellwasser frisch aus den Bergen abfüllen kann. Die Einheimischen kennen diese Orte auch, und vielleicht noch ein paar mehr, weil sie von Kindesbeinen an diese Quellen besucht haben. Durch diese lebenslange Erfahrung wissen die Mallorquiner auch, welches Wasser besonders gut ist und welches weniger.

Falls Sie selbst einmal reines Quellwasser probieren wollen, machen Sie doch einmal einen Ausflug zum Monasterio de Lluc in Escorca, oder zur Ermita de Betlèm bei Artà, oder fahren Sie einfach die Hauptstraße entlang, die Valldemossa mit Deià verbindet. Bringen Sie aber reichlich Wasserflaschen mit.

Das örtliche Leitungswasser auf der Insel dürfte auch um einiges besser sein, sage ich mal, als das Leitungswasser in Bremen, Birmingham, Bergen oder Bologna, es sei denn, man lebt in Palma de Mallorca. Dort hat das Wasser einen geringen Salzgehalt; man sollte es deshalb lieber abkochen, ehe man es trinkt.

Das Foto wurde in Escorca, Mallorca (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 23. Dezember 2008. Die Uhrzeit: 10:20:19.

28
Jan
09

Im Schützengraben

trenches

Die hier gezeigte Szene kann im Museu d’História Militar in Palma de Mallorca gefunden werden (im Castell de Sant Carles). Es handelt sich um die Kopie einer Verteidigungsposition während des spanischen Guerra Civil.

Heutzutage wird die Festung in Portopí nicht mehr aktiv für militärische Zwecke verwendet. Spanische Militärtruppen sind heute anderswo auf Mallorca stationiert, wie zum Beispiel das Regimiento Palma 47, das sich gerade für einen Friedenseinsatz im Kosovo im Laufe des Jahres 2010 vorbereitet. Das Infantrie-Regiment steht unter dem Befehl der Comandancia General de Balears, die dem Ministerio de Defensa in Madrid untersteht.

Der Eintritt zum Militärmuseum und zur Sant Carles-Festung ist frei.

Das Foto stammt aus meinem Bildarchiv. Es wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 21. November 2008. Die Uhrzeit: 12:29:49.

27
Jan
09

Die oberen Zehntausend

can_llobera

Es ist nicht ganz einfach, Zutritt zu einem der edlen Häuser der oberen Zehntausend auf Mallorca gestattet zu bekommen. Auf dem Land werden solche Herrenhäuser Posesiò genannt, wohingegen man sie in der Stadt Casa Senyoral nennt.

Vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, kurz und unauffällig ein solches Casa Senyoral in Pollença zu betreten, nämlich Ca’n Llobera. Seinerzeit war die Llobera-Familie anscheinend die wohlhabendste Familie der ganzen Stadt Pollença gewesen. Aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, verkauften die Lloberas (nicht verwandt mit dem Dichter gleichen Namens aus der gleichen Stadt, Miquel Costa i Llobera, 1854-1922) vor einigen Jahren ihr Familiendomizil an das Ajuntament de Pollença. Das herrschaftliche Haus ist normalerweise geschlossen, ist nun unbewohnt und steht etwas verödet an der Plaça Vella, was natürlich sehr schade ist.

Ca’n Llobera ist noch so ausgestattet, wie es in der Zeit vor der Demokratie vor fünfzig oder hundert Jahren wohl möbliert war, mit dem obligatorischen Konzertflügel und dem traditionellen, vierpfostigen Himmelbett. Mir gefielen besonders die vielen Details, wie zum Beispiel die gemusterten Fliessen, die in jedem Raum anders waren.

Falls Sie auch einmal solch ein Herrenhaus von innen bewundern möchten, gibt es die Möglichkeit, es den Touristen gleichzutun. Auf dem Land könnten Sie Els Calderers, zwischen Vilafranca de Bonany und Sant Juan gelegen, oder Sa Granja in der Nähe von Esporlas besuchen. Als Stadthaus bietet sich Ca’n Marquès in Palma de Mallorca an. Für den Zutritt in die genannten Herrenhäuser muß man zwar Eintritt bezahlen, aber nach meiner Meinung ist ein Besuch dort das Geld und den zeitlichen Aufwand allemal Wert.

Das Foto wurde in Pollença, Mallorca (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 17. Januar 2009. Die Uhrzeit: 12:54:49.

26
Jan
09

Das Jahr des Büffels

moharram1

Der erste Tag des chinesischen Jahrs des Büffels fällt auf den 26. Januar 2009, das ist heute. Mehr Leute als je zuvor werden das Fest des chinesischen Neujahrs in Mallorca feiern, sofern man den Statistiken trauen kann. Dem 2008-Zensus zufolge sollen 3.587 Asiaten auf den Balearischen Inseln leben, und davon natürlich die Meisten hier auf Mallorca.

Die chinesische Kultur folgt dem Mondkalender, wie das auch Muslime tun. Der islamische Mondkalender beging sein Neujahr aber bereits  einen Mondzyklus früher, am 29. Dezember (nach der westlichen Zeitrechnung). Auf dem Foto können Sie erkennen, daß die islamische Gemeinde heute den 29. Tag des Monats Muharram im Jahr 1430 des Hijri-Kalenders begeht. Muslime feiern den Jahreswechsel auch nicht besonders, während Asiaten das Neue Jahr gleich vierzehn Tage lang feiern.

Das Foto wurde in Felanitx, Mallorca (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 19. Januar 2009. Die Uhrzeit: 12:37:12.

25
Jan
09

Der gemeine Wacholder

juniperus_communis

Der Juniperus communis (gemeiner Wacholder) ist in Mallorca recht häufig zu sehen, wenn man ihn denn sucht. Nach meiner Meinung ist der strauchartige Wacholder einer der schönsten Bäume auf der Insel, aber leider scheint er recht wenig Ansehen zu genießen. Der kleine Baum wird kaum einmal in einem privaten Garten gepflanzt. Weshalb das so ist, kann ich leider nicht sagen; vielleicht hat es mit der Beschaffenheit der Erde zu tun.

Unter den vielen Juniperus-Arten scheint auf Mallorca, wie auch auf dem spanischen Festland oder auf den Kanarischen Inseln, der Juniperus communis der mit am Weitesten verbreitet Wacholder zu sein. Insgesamt soll es über 50 verschiedene Juniperus-Arten geben, aber die meisten scheinen hier nicht zu wachsen. Ich mag besonders den Duft, den die Sträucher verbreiten. Bei einem Spaziergang in den Dünen von Es Trenc können Sie selbst erleben, wovon ich spreche.

juniper_berries

Die Wacholderbeeren können auch als Gewürz verwendet werden. Insbesondere verwendet man sie zur Herstellung von Gin (in Mallorca ist die Gin-Herstellung heute weniger verbreitet, aber auf der Nachbarinsel Menorca ist Gin ein großes Geschäft). Wacholderbeeren eignen sich auch gut als Sauce zu Wachteln, Fasanen, Kalb, Kaninchen und anderen Fleischgerichten. Ich habe kürzlich Wacholderbeeren gepflückt, die jetzt trocknen; mal sehen, ob ich sie zum Kochen verwenden kann.

Die Fotos wurden in der Nähe von Ses Salines, Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 9. Dezember 2008. Die Uhrzeit: 15:57:43, bzw. 15:13:28.

24
Jan
09

Bordados und Brodats

brodadora

Die Mallorquiner sind ganz schön stolz auf ihre Fingerfertigkeit.

Die Campesinos lernen schon von Kindesbeinen an von ihren Vätern, wie man Weinreben veredelt oder wie man Obst auf einen Mandelbaum propft. Amas de casa lernen von ihren Müttern, auch wieder im zarten Kindesalter, wie man Brot bäckt und den Teig für das Pa Moreno knetet, oder wie man die so wichtige Sobrassada würzt und wurstet. Männlein und Weiblein werden von frühester Jugend an geschult in der Tradition der alljährlichen Matança, und sie kriegen in der Regel auch Unterricht, um ein Musikinstrument spielen zu lernen.

Die mallorquinischen Damen scheinen besonders viel Freude an der Nadelarbeit zu haben, entweder an Ganxets (Häkeln), auch Crochet genannt, oder an Brodats (Sticken). In Spanien gibt es auch das Encaje de bolillos (Klöppeln), aber das ist in Mallorca eher selten. Margalida Mulet Monteros (hier im Bild) ist eine diplomierte Mestre Artesà in der Kunst der Bordados; sie stickt mit besonderer Hingabe und erklärt dem Zuschauer gerne, wie das geht, was sie gerade macht.

Das Foto wurde in Montuïri, Mallorca (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 7. Dezember 2008. Die Uhrzeit: 14:24:36.

23
Jan
09

Solvitur ambulando

ambulando

Solvitur ambulando ist angeblich ein Ausspruch, den Sant Agustín getan hat, der auch als Aurelius Augustinus Hipponensis bekannt ist. Das bedeutet ‚es ist gelöst durch Wandern‘. Oder anders gesagt, wenn wir spazierengehen, kommen uns Ideen. Wandern ist nicht nur eine physische Betätigung, sondern auch ein Stimulant für die kreative Leistung, und vielleicht sogar eine Grundvoraussetzung für den schöpferischen Prozess.

Vor Kurzem ging ich mit meiner Familie und einigen Freunden auf eine Wanderung der besonderen Art. Wir hatten uns einen Ausflug vorgenommen, den wir seit Langem hatten unternehmen wollen, aber noch nie gewandert waren. Wir wollten vom Santuari de la Mare de Déu de Sant Salvador zum Castell de Santueri wandern, die beide in der Umgebung von Felanitx zu finden sind (siehe Karte).

Diese Wanderung ist nicht allzu anstrengend; die Strecke ist vielleicht 4 km lang und dauert etwa 2 Stunden. Wir hatten zwei Autos zur Verfügung und parkten eines davon an der Santueri-Burg; mit dem anderen fuhren wir dann zum Kloster Felanitx, um unsere Wanderung zu beginnen. Falls Sie nur ein Fahrzeug zur Verfügung haben sollten, erlauben Sie bitte die doppelte Zeit für die doppelte Entfernung (hin und zurück).

map_sant_salvador

Da ich in Felanitx lebe, glaubte ich, die Gegend gut zu kennen. Ich habe in den letzten 20 Jahren schon eine ziemliche Anzahl von Wanderungen in der Umgebung von Felanitx getätigt. Aber ob Sie es glauben oder nicht, wir haben uns total verfranzt. Zwar hatte man uns darauf hingewiesen, daß der Weg nicht gekennzeichnet sei, daß er stellenweise zugewachsen sei und daß man sich sehr leicht verlaufen könne, aber wir dachten, wir machen das schon. Wir haben uns aber gehörig verlaufen und haben mehrfach die falsche Richtung eingeschlagen. Ich muß trotzdem sagen, es machte uns überhaupt nichts aus. Trotz aller Umwegen und aller Widrigkeiten fanden wir schlußendlich unser Ziel, indem wir einfach auf unsere Intuition vertrauten, und jawohl, wir fanden zu unserem Auto zurück.

Die Natur, der Wald und die Landschaft ganz allgemein wogen all die Unannehmlichkeiten des Sich-Verlaufens wieder auf. Wenn man wandert, ist der Weg das Ziel, auch wenn es der falsche Weg sein sollte. Solange man von A nach B findet, macht es vielleicht nicht soviel aus, welchen Weg man nimmt. Auch ein Umweg kann schön und anregend sein, solange man sich in angenehmer Gesellschaft befindet.

Unsere grauen Zellen waren jedenfalls ganz emsig damit beschäftigt, sich zu orientieren und zu überlegen, wo wir uns gerade befinden mochten. Die Freude an dem Ausflug wurde durch das Verlaufen in keiner Weise geschmälert.

Seither haben wir den ausgeprägten Wunsch, bald noch einmal einen neuen Anlauf zu nehmen, und zu versuchen, die Strecke, die auf der Landkarte zu sehen ist, vielleicht doch noch zu finden.

Das Foto wurde in der Nähe von Felanitx, Mallorca (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 6. Januar 2009. Die Uhrzeit: 14:35:09.

22
Jan
09

Die Coves de Bellver in Palma

coves_bellver

Außerhalb Palmas finden wir das Castell de Bellver, das auf einem Hügel mit dem Namen Puig de Sa Mesquida thront. Das Castillo wurde zwischen 1300 und 1309 für Rei Jaume II., Mallorcas ersten eigenen König, gebaut. Heute ist die Schloßburg nach La Seu, der Kathedrale, die von Touristen am häufigsten besuchte Sehenswürdigkeit Palmas.

Unterhalb des Schloßes gibt es eine Menge Höhlen und Tunnel im Puig, die wohl Fluchtwege für die damalige königliche Familie boten, falls das einmal nötig gewesen wäre.

In Wirklichkeit sind die Coves de Bellver aber von Menschenhand geschaffene Höhlen, die im 14. Jahrhundert als Steinbrüche angelegt worden waren, um Sandstein für den Bau des Kastells zu gewinnen. Die externen Fassaden des Schloßes wurden – wie auch Palmas Kathedrale – aus Piedra de Santanyí gebaut, während die Steinquader für die Innenwände und für sekundäre Fassaden aus dem eigenen Steinbruch vor Ort gewonnen wurden. Die Bellver-Höhlen gehen bis zu 70 m in die Tiefe unterhalb der Burg und haben dort eine Ausdehnung von mehr als 35.000 m².

Nach 1717 wurde Palmas Schloß als Gefängnis benutzt, damals meist für Gefangene aus Napoleons Heer. Auch während des Guerra Civil (1936-39) wurden das Schloß Bellver und seine Höhlen für Gefangene benutzt, diesmal eher für Republicanos, ehe die dann gehängt oder erschossen wurden.

Aus Anlaß der Sant Sebastià-Festivitäten in Palma sind die Coves de Bellver nun für die Öffentlichkeit geöffnet. Noch bis 25. Januar finden täglich von 10h00 bis 13h30 30-minütige Führungen statt. Der Eintritt ist frei. Weitere Touren wird es auch am darauffolgenden Wochenende (31. Januar/1. Februar) zu den gleichen Zeiten geben. Für den Rest des Jahres sind die Höhlen für Normalsterbliche dann wieder geschlossen. Sie sollten sich Palmas Unterwelt einmal ansehen; das ist wirklich interessant. Der Zugang ist vom Parkplatz des Schloßes leicht zu finden; folgen Sie dem Weg, der mit ‚Policía Muntada‚ ausgeschildert ist.

Das Foto wurde in der Nähe von Palma de Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 21. Januar 2009. Die Uhrzeit: 11:39:45.




Blog Stats

  • 237.074 hits