Die Trophäe des Toreros

Vorgestern gab ich ein paar Kommentare zum Besten über den Stierkampf in Felanitx, anläßlich der alljährlichen Verbenas. Hier nun noch ein Nachtrag.

In den spanisch-sprechenden Ländern ist es beim Stierkampf heutzutage so, daß der Matador oder auch Torero mit einer Runde Applaus im Stehen geehrt wird, falls das Publikum der Meinung ist, daß von Seiten des Stierkämpfers ein guter Kampf geboten worden war. Männer werfen ihren Hut in den Ring und Frauen werfen rote Rosen in die Stierkampfarena, um ihre Anerkennung zu bekunden. Der besonders gut agierende Torero („Bullentöter“) darf sich auch ein Ohr des Stieres abschneiden, manchmal sogar beide Ohren, in Ausnahmefällen sogar den Schwanz des Stieres, je nach der Geschicklichkeit und Tapferkeit, die das Publikum ihm – oder ihr – zuerkennt (ja, es gibt auch einige wenige, weibliche Stierkämpferinnen). Sollte der Stier besondere Geschicklichkeit und Ausdauer bewiesen haben, dann können die Zuschauer den Präsidenten der Arena auch um eine Vuelta ersuchen. In einem solchen Falle wird der tote Stier unter Applaus einmal um die Runde des Ringes geschleppt.

Ich ging am Tag nach dem Stierkampf noch einmal zurück zum Plaza de Toros, um das heutige Foto aufzunehmen. Falls Sie genau hinsehen, können Sie eine Banderilla, ein Messer und einige schwarze Objekte erkennen. Die schwarzen Objekte sind die abgeschnittenen Ohren des oder der Stiere, also die Trophäen des oder der Toreros. Ich bin ein bischen ungehalten darüber. Da tut man so, als ginge es um eine gute Vorstellung und um das Einheimsen einer verdient gewonnenen Trophäe, und dann wird die unter Lebensgefahr gewonnene Trophäe einfach in die Ecke gepackt und weggeworfen. Dem Gegner ein bischen Respekt zu zeigen, wäre angebracht, meine ich. Der Stier Nr. 100, 101, 109, 110, 111 oder 115 hätte es verdient gehabt, meinen Sie nicht auch?

Das Foto wurde in Felanitx, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 29. August 2008. Die Uhrzeit: 09:09:35.

Spätsommer-Freuden

Die Freuden des Spätsommers sind vielfältig auf Mallorca. Dorffeste, die Weinlese, das Ende der Hektik des touristischen Sommers, das Abklingen der Affenhitze. Und Feigen.

Die Feigensaison beginnt in diesen Tagen, Ende August/Anfang September. Feigen werden entweder frisch vom Baum verkauft, aber sie werden auch in der getrockneten Variante auf den Märkten angeboten. Die reife, frische Feige ist voll köstlichen Geschmacks. Einfach himmlisch.

Das Besondere an den Feigen aus Mallorca ist deren unvorstellbare Vielfalt. Es gibt weiße Feigen, grüne Feigen, rote Feigen, blaue Feigen, lila Feigen sowie schwarze Feigen. Plus ein paar Dutzend anderer Feigensorten in den Farbtönen dazwischen. Es gibt Feigen der Sorten Hivernenca, Verdal, Martinenca, Coll de Dama Blanca, Coll de Dama Negre, Paratjal, Aubacó, Rotja, De la Senyora, Galantina, Bordissot Blanca, Bordissot Negre, Cucurella, Morisca und Llimonenca; insgesamt soll es an die 75 verschiedene Feigensorten geben. Man sagt, es gäbe mehr Feigensorten auf Mallorca, als die europäischen Normen aufzuzählen wüßten. Die Königin aller Feigen ist die sogenannte Sa Reina, die meines Wissens aber erst Ende September reif sein wird.

Leider ist der Feigenanbau auf Mallorca aber im Abwärtstrend, wie so vieles Anderes auch in der hiesigen Landwirtschaft. Sie sollten sich an den mallorquinischen Feigen erfreuen, solange es noch welche gibt. Wer weiß, ob es in wenigen Jahren noch die heutige Feigenvielfalt geben wird.

Lloret de Vistalegre veranstaltet jedes Jahr im September einen Markt für die getrocknete Feigenvariante, die Festa des Sequer.

Das Foto wurde in der Nähe von Vilafranca de Bonany, Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 27. August 2008. Die Uhrzeit: 14:41:07.

Sechs junge Stiere zu Besuch in Felanitx

Diese sechs jungen Stiere waren mit je einer Nummer gebrandmarkt, nämlich 100, 101, 109, 110, 111 und 115 (einer der Stiere ist just außerhalb meines Fotoausschnitts, falls Sie den sechsten Stier nicht erkennen können). Die Novillos waren von den Stierzüchtern Hermanos Garcia Jimenez, in Cabaco, Salamanca, nach Felanitx gebracht worden. Aber keiner der sechs Jungstiere hat den Besuch in Felanitx lebendig überstanden. Gestern war nämlich Stierkampftag in Felanitx.

Drei ebenfalls junge Novilleros (Garza Gaona aus Mexico, David Jimenez, aus Sevilla, und Jorge Escudero, ebenfalls aus Andalusien) zeigten ihre stierkämpferische Überlegenheit, wenn auch unter Zuhilfenahme von Estoques, als sie gestern in der Plaza de Toros in Felanitx vor etwa 2.800 Zuschauern sechs Stierkämpfe bestritten. 

Die Plataforma Antitaurina de Felanitx veranstaltete zur gleichen Zeit eine gekonnt gemachte Anti-Stierkampf-Protestaktion vor etwa 280 Sympathisanten, aber viel hat es wohl nicht gebracht.

Das Foto wurde in Felanitx, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 28. August 2008. Die Uhrzeit: 11:15:01.

Das Diözesanmuseum in Palma

Der Palau Episcopal (die Residenz des Bischofs von Mallorca) hat im letzten Jahr eine aufwendige Renovierung erfahren. Vor neun Monaten wurde dann das Museu Diocesà in dem umgebauten Palast neu eröffnet. Ein Besuch dort ist äußerst empfehlenswert.

Das Museum präsentiert etliche Kostbarkeiten aus der Sammlung der Kirche Mallorcas. Man kann sich vorstellen, daß es davon Etliches gibt. Hier kann man Skulpturen mit religiösem Charakter sehen, archäologische Funde, Keramik- und Glasarbeiten, kirchliche Präziosen und Kunstwerke, gothische Gemälde sowie ein paar seltene Originalobjekte von der Hand des Jugendstilgenies Antoni Gaudí. Das Museum präsentiert auch die schöne Kapelle des Sant Pau, die aus dem 15. Jahrhundert stammt.

Das Museo Diocesano und der Palacio Episcopal sind direkt neben der Kathedrale von Palma de Mallorca oberhalb der Uferpromenade gelegen. Öffnungszeiten sind von 10h00 bis 14h00, Dienstag bis Freitag. Der Eintritt beträgt 3 €, es sei denn, Sie sind Resident, dann kostet es nur einen einzigen Euro. Billiger kann soviel Bildung nicht sein, denke ich mal.

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 11. April 2008. Die Uhrzeit: 13:15:32.

Was kam vor Hispano-Suiza?

Das allererste Auto, das jemals in Spanien zugelassen wurde, war ein Hispano-Suiza. Das war 1898 in Barcelona. Die Fábrica Hispano-Suiza de Automóviles wurde in jenem Jahr von Emilio de la Cuadra in Barcelona gegründet, gemeinsam mit dem schweizer Ingenieur Marc Birkig. Das Unternehmen entwickelte sich ziemlich schnell zu der bekanntesten und begehrtesten Automobilmarke Spaniens.

Mein Foto zeigt eine Pferdekutsche, die etwa 10, 15 Jahre  vor der Erfindung des Automobils gebaut worden sein dürfte, vermutlich ebenfalls in Barcelona. Ich habe diesen Oldtimer im Frühjahr diesen Jahres in Palma de Mallorca aufgestöbert.

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 14. Mai 2008. Die Uhrzeit: 12:37:18.

Steinkohleförderung in Mallorca

Normalerweise denkt man wohl kaum an Bergbau oder Steinkohleförderung, wenn man ans Mittelmeer oder an die Insel Mallorca denkt. Kaum jemand weiß, daß es auf Mallorca Kohlebergwerke gab. Aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es eine Anzahl von Bergwerken im Gebiet von Alaró, Lloseta, Selva, Binissalem, Consell und Sineu, also im Zentrum Mallorcas, und etwa 600 Mineros verdienten mit der Kohleförderung ihren Lebensunterhalt.

Erst 1989, also vor noch gar nicht allzu langer Zeit, wurde das letzte Bergwerk Mallorcas geschlossen, das von der Firma Lignitos S. A. betrieben gewesen war und das zur GESA-Stromgesellschaft gehörte. Im Jahr 2000 wurde Sa Truiola, eine ihrer alten Steinkohleminen in Lloseta, restauriert und zur Besichtigung freigegeben. Seither treffen sich die noch überlebenden, ehemaligen Bergleute aus Mallorca einmal im Jahr im Dezember, um sich nostalgisch der guten, alten Zeit zu erinnern und um einen Gottesdienst zu Ehren der heiligen Santa Bárbara zu begehen, die die Schutzheilige der Bergleute ist. 

Das große Foto wurde in Sóller, Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 17. Juli 2008. Die Uhrzeit: 14:53:55. Das kleine Foto stammt aus dem Besitz von Pedro Nadal, einem ingeniero de minas. Gracias, Pedro.

Der Aufstieg Chinas

China hat seine Konkurrenzfähigkeit während der Olympischen Spiele 2008 mit dem Gewinn von 51 Gold-, 21 Silber- and 28 Bronze-Medaillen 16 Tage lang ohne große Mühe unter Beweis stellen können. Ich denke mal, daß dabei nicht immer und überall Fairneß im Spiel gegeben war, aber das ist bei internationalen Sportwettbewerben und gerade auch bei Olympischen Spielen eigentlich nichts Neues.

Hier in Mallorca ist Ihnen vielleicht auch schon aufgefallen, daß in den letzten Jahren eine immer größere Anzahl von chinesischen Mega-Läden auf den Markt gedrängt wurde. Hier in Felanitx, wo ich zuhause bin, gibt es mindestens vier dieser Läden, von denen jeder neue größer ist als der vorhergegangene. Die dort angebotenen Artikel sind von zum Teil unbeschreiblicher Hässlichkeit und von zweifelhafter Güte.

Ich habe kürzlich entdeckt, wo all diese chinesischen Merkantilien herkommen. Ein Bazar Nuevo Oriental S. L.-Lagerhaus im Polígono de San Castelló am Stadtrand von Palma de Mallorca (hier im Bild) scheint einer der Hauptlieferanten für den Massenbedarf an Plastikpflanzen, Büstenhaltern, Handtaschen, T-Shirts, Küchenmessern, Werkzeug, Spielzeug oder sonstigen Errungenschaften ausgeprägt schlechten Geschmacks zu sein, die unsere Insel überflutet haben. Was soll nur werden?

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 17. Juni 2008. Die Uhrzeit: 13:04:27.

Rambla dels Ducs de Palma de Mallorca

Die Rambla in Palma de Mallorca hieß früher Passeig de La Rambla.

Zu Francos Zeiten und nach dem Spanischen Bürgerkrieg wurde die Rambla jedoch Vía Roma genannt, zu Ehren von Il Duce Mussolini, der Franco bei seinen Bemühungen, die Zweite Spanische Republik (14. April 1931 – 1. April 1939) zu überwerfen, geholfen hatte.

Vor wenigen Jahren wurde der Rambla ein neuer Name verpasst; sie heißt nun Rambla dels Ducs de Palma de Mallorca, zu Ehren von König Juan Carlos jüngerer Tochter, der Infanta Cristina de Borbón, und ihres Mannes, Iñaki Urdangarín. Dieser ist ein zweifacher olympischer Bronzemedaillen-Gewinner, nämlich 1996 in Atlanta, und 2000 in Sydney, als Mitglied des spanischen Handballteams. Die beiden hatten sich 1996 während der Olympischen Spiele in Atlanta kennengelernt. Die Prinzessin war ihrerseits Mitglied in der Segelmannschaft Spaniens während der Olympischen Spiele 1988 in Seoul gewesen. Die Herzöge von Palma de Mallorca haben vier Kinder.

Am unteren Ende des baumbestandenen Rambla-Boulevards stehen heute Kopien von zwei Statuen römischer Kriegsherren. Die Originalstatuen sind in der Sammlung des Kardinal Despuig zu finden.

Während des Mittelalters hatte hier der Torrente de La Riera seinen Verlauf, bis dann im Oktober 1403 eine gewaltige Überflutung zum Tod von Tausenden von Bürgern Palmas führte. In der Folge wurde deshalb das trockene Flußbett später außerhalb der Stadtgrenzen der Ciutat in den heutigen Passeig Mallorca verlegt.

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 23. April 2008. Die Uhrzeit: 11:45:23.

Korbflechten

Während der Sommer-Festes in den mallorquinischen pueblos kann man gelegentlich Vorführungen einiger traditioneller, mallorquinischer Kunsthandwerke sehen, wie zum Beispiel hier das Korbflechten.

Die Damen in meinem Foto kommen aus Capdepera im Osten der Insel, wo diese Tradition des Llatra, wie dieses Flecht-Kunsthandwerk genannt wird, heute noch ausgeübt wird. Zum Korbflechten werden in der Regel die Blätter der Palmito-Palme (Chamaerops humilis L.) verwendet, auch Palmitera genannt, oder Margalló auf Katalanisch, oder Garballó in Mallorquinisch.

Ganz viele Informationen können Sie unter dieser Llatra-Website finden, mit vielen Erläuterungen über dieses Handwerk und seine Ursprünge, die Werkzeuge, die verwendeten Materialen, und vieles Anderes mehr. Leider wird die Website nur in Katalanisch angeboten, aber an den vielen Fotos kann man sich auch ohne große Katalanisch-Kenntnisse erfreuen).

Die Chamaerops humilis L.-Palme ist übrigens die einzige, wirklich einheimische Palme auf Mallorca. Alle anderen Palmen sind aus Nordafrika oder den Kanarischen Inseln importiert, oder auch aus Amerika oder Asien.

Das Foto wurde in Selva, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 8. Juni 2008. Die Uhrzeit: 12:00:21.

La gota fría

Der Wetterverlauf in Mallorca war in diesem Jahr bisher ziemlich unvorhersehbar und eigenwillig, wie Ihnen jeder hiesige Campesino bestätigen könnte, wenn Sie ihn nur fragen würden.

Trotzdem erlaube ich mir, eine Wettervorhersage zu machen und für die nächsten ein, zwei Wochen ein Naturphänomen vorherzusagen, wenn nicht sogar schon für heute oder morgen: La Gota fría. Der ‚kalte Tropfen‘ ist ein jährlich wiederkehrendes Naturphänomenon im Mittelmeergebiet, das sich um diese Jahreszeit ereignet. Es ist ein sturmartiger Regenguß, der aus dem Zusammentreffen sehr kalter Luft in höheren Lagen mit einer warmen Luftschicht über dem viel wärmeren Meereswasser resultiert. Das Phänomen der Gota fría bringt meistens äußerst starke Regenfälle, monsunartige Wassermengen, Stürme, Hagel und Überflutungen mit sich, gelegentlich sogar Schnee.

Die Gota fría stellt sich für gewöhnlich nach der ersten Septemberwoche ein. Aber durch den bisher höchst unregelmässigen Verlauf des Wetters in diesem Jahr ist es gut möglich, daß das Wettermuster sich in diesem Frühherbst um ein oder zwei Wochen vorverschiebt. Die spanische Website La Gota Fría sagt eine drastische Veränderung der Wetterlage für die nächsten 36 bis 48 Stunden voraus, zusammen mit kalter Luft über dem Atlantik. Es gibt aber auch gute Nachrichten: das Freak-Wetter wird in ein paar kurzen Stunden wieder vorbei sein, und dann können wir wieder einen ganz normalen Spätsommer erleben.

Ich musste leider feststellen, daß ich kein eigenes Foto einer Gota fría auf Mallorca archiviert habe; zumindest konnte ich keines finden, obwohl ich in den letzten zwanzig Jahren schon ein gutes Dutzend dieser wütenden Wetterverspringungen erlebt habe. Dieses Foto wurde von miggim3 in Almuñecar, Granada (Spain) aufgenommen. Das Datum: 21. September 2007. Muchas gracias.