Archiv für Juli 2009

28
Jul
09

Das Fray Junípero Serra Museum

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Miquel Josep Serra i Ferrer wurde 1713 in Petra (Mallorca) geboren. Er wurde später als Fray Junípero Serra bekannt, der der mallorquinische Missionar in Mexico und später in Kalifornien war. Er war im Alter von 16 Jahren in Mallorca dem Franziskaner-Orden beigetreten. Seine Kirche sandte ihn 1749 im Alter von 36 Jahren nach Mexico, um dort die Bibel zu lehren und die einheimische Bevölkerung zum christlichen Glauben zu bekehren.

Junípero Serra kehrte danach nie wieder in seine Heimat zurück. Stattdessen starb er 1784 im Alter von 70 Jahren im Kloster San Carlos Borromeo in Carmel in Kalifornien (USA).

Sein Geburtsort Petra ist der Sitz eines Museums zu Ehren des Missionars, das unter dem Namen Casa-Museo Fra Juníper Serra geführt wird. Dieses Museum begeht in diesem Jahr den 50. Jahrestag seiner Gründung. Ich empfehle einen Besuch dort all denen, die an der Geschichte Mallorcas, der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika oder aber der Geschichte der missionären Geschäfte der katholischen Kirche interessiert sein sollten, inklusive der damit verbundenen Konsequenzen. Ein Besuch in diesem Museum ist kostenfrei, aber eine kleine Spende wird eigentlich erwartet. Man kann auch das nebenan gelegene, angebliche Geburtshaus Serras besuchen; gegenwärtig ist dieses aber wegen kleinerer Reparaturarbeiten geschlossen.

Das Foto wurde in Petra, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 19. Juli 2009. Die Uhrzeit: 14:19:44.

19
Jul
09

Die Brücken des Herrn Bennàssar

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Gaspar Bennàssar i Moner war wahrscheinlich der wichtigste Stadtarchitekt, der jemals in Palma gearbeitet hat. Er wurde 1901 in dieses Amt berufen und abeitete dann für Cort (Rathaus) bis zu seinem frühen Tod. Sein Ableben im Jahre 1933 war nicht mit den politischen Unruhen der damaligen Zeit verbunden.

Zu den vielen Bauwerken Bennàssars zählen das Teatre Líric, das Escorxador-Schlachthaus, das Triquet-Gebäude, das Coliseo Balear, das Cine Born-Gebäude, die Estació Meteorològica (Wetterstation) in der Plaça Espanya, der Passeig Sagrera und das L’Àguila-Gebäude beim Plaça Major. S’Arquitecte schuf auch zwei Brücken in Palma, von denen eine auf Geheiß der Funktionäre in Palma erst vor ein, zwei Jahren abgerissen wurde. Zu seinen Planungen mit der weitreichendsten Wirkung dürfte der Abbruch von Palmas mittelalterlicher Stadtmauer gehören, die Platz schuf für die Avenidas und somit die breite Ringstraße um den Stadtkern herum. Ich finde es allerdings bedauerlich, daß kein Weg gefunden werden konnte, um die besonders eindrucksvolle Stadtmauer zu erhalten.

Gaspar Bennàssar war auch an anderen Orten der Balearischen Inseln tätig.  Er war als Arquitecte Diocesà für Menorca nominiert, ehe er Stadtarchitekt in Palma wurde; er entwarf auch das Hotel Príncep Alfonso in Cala Major, er zeichnete für den Umbau der Església Parroquial in Esporles verantwortlich, und er schuf den eigenwillig schönen Glockenturm der Església dels Dolors in Manacor.

Irgendwie hat es mir Bennàssars Brücke über den Torrent de sa Riera im Passeig Mallorca, unweit des alten El Corte Inglés (siehe das Foto oben), besonders angetan. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich einfach darin begründet, daß ich diese Brücke jedesmal zu überqueren scheine, wenn ich nach Palma komme.

1996 wurde Gaspar Bennàssar posthum der Titel eines Fill Il·lustre de Palma zuerkannt (Ehrenwerter Sohn Palmas).

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Das Foto (oben) wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 3. und 7. Juli 2009. Die Uhrzeit: 11:49:15. Das Foto (unten) wurde vom Internet geborgt. Dank gebührt Fabian von der Alta Mar-Website. Muchas gracias.

18
Jul
09

Rückfenster

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Dies ist das Rückfenster einer Pferdekutsche, die ich Ihnen im letzten August schon einmal zeigte (Was kam vor Hispano-Suiza?). Ich hatte vor Kurzem noch einmal die Gelegenheit, den wunderschönen Patio von Ca’n Vivot in Palma zu besuchen, wo diese Cotxe ständig als Schmuckstück geparkt ist. Ich schätze, daß die Kutsche gut und gern 120 Jahre alt sein mag. Ein tolles, handgefertigtes Kleinod.

Ich konnte nicht anders; ich mußte dieses Foto einfach aufnehmen.

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 7. Juli 2009. Die Uhrzeit: 11:49:15.

17
Jul
09

Der islamische Manqūr-Distrikt

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Mitte des 9. Jahrhunderts ging Mallorca einen Nicht-Angriffspakt ein mit den islamischen Herrschern von al-Andaluz im Süden der spanischen Halbinsel. Allerdings hielt sich Mallorca nicht immer an diese Vereinbarung und kaperte gelegentlich das eine oder andere Handelsschiff, das vorbei segelte. Das war der Grund für die Eroberung Mallorcas durch Truppen des Emirs von Córdoba im Jahre 902. Von da an und bis 1230 war die Insel unter islamischer Hoheit. Das drückte sich auch im Namen der Insel aus, die nunmehr Mayurqa genannt wurde.

Igendwann innerhalb der nächsten 100 Jahre wurde Mayurqa dann in 12 ‚juz (Regionen) aufgeteilt, unter denen Manqûr (das heutige Manacor) der größte Distrikt war. Um genau zu sein, hieß nur der Distrikt Manqûr, während die eigentliche Stadt Cariat Açoch genannt wurde.

Ich glaube, daß der Manqûr-Distrikt (also Manacor) außerhalb Palmas, das nunmehr Medina Mayurqa hieß, damals die wichtigste islamische Besiedelung auf Mallorca war; hier gab es nämlich insgesamt 173 Alquerias und Rafals (Bauernhöfe und Landsitze).

So gesehen ist es nicht verwunderlich, daß im Stadtgebiet von Manacor in den letzten Wochen zahlreiche archäologische Funde entdeckt wurden, die alle aus der Zeit des Islam und des 13. Jahrhunderts zu stammen scheinen.

Neue Kabel und Leitungen für Telekommunikation und Strom mußten verlegt werden; etliche Straßen mußten aufgebaggert werden. Während dieser Erbewegungen wurden nun 17 Silos und Pozos entdeckt (unterirdische Vorratskammern und Brunnen), in denen viel Müll, aber auch zahlreiche Tonscherben, Knochen, Tierzähne und andere Dinge mehr gefunden wurden. Die unerwarteten Schätze wurden vor allem in der Gegend Plaça de les Verdures (siehe Foto) und in der Carrer Jaume Domenge gefunden.

Aus irgendeinem Grund wurden die aufgedeckten Kammern und Kammern schnell wieder verdeckt und die Straßen neu gepflastert, wahrscheinlich, damit das Leben im Alltag des 21. Jahrhunderts ungestört wieder seinen Gang gehen konnte. Die geborgenen Teile sind nun alle in der Obhut des Museu d’Història de Manacor, um examiniert, studiert und analysiert zu werden.

Das Foto wurde in Manacor, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 11. Juli 2009. Die Uhrzeit: 12:57:59.

16
Jul
09

Symbol einer Freundschaft

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Eine große mobile Skulptur des amerikanischen Künstlers Alexander Calder (1898-1976) ist dauerhaft in Jardins de s’Hort del Rei aufgestellt, und zwar unmittelbar unterhalb des Palau de l’Almudaina im Passeig Antoni Maura in Palma. Die Skulptur trägt den Titel Nancy (1972); das Objekt war Teil einer Ausstellung von Werken des Künstlers in der Galerie Sala Pelaires in Palma im September/Oktober 1972. Der Amerikaner war lebenslang mit dem mallorquinischen Künstler Joan Miró befreundet, auf dessen Anregung hin die Ausstellung Calders bei Pelaires durchgeführt wurde. Die beiden Künstler hatten sich 1928 in Paris (Frankreich) kennengelernt, wo beide damals lebten und arbeiteten. Die Freundschaft dauerte bis zum Lebensende Calders an.

Miró überredete seine Freund Calder später, diese Skulptur dem Ajuntament de Palma zu schenken. Aber wie das so oft im Leben ist, waren die Bürokraten nicht wirklich froh über dieses großzügige Geschenk. Die Gesetzgebung machte es damals unabdingbar, erhebliche Einfuhrsteuern für das Kunstobjekt zu bezahlen. 1973 stand Spanien immerhin noch unter Francos Faust. Zum Glück gab es aber einige Würdenträger in Madrid, die das Kunstwerk alsbald zum Patrimonio Nacional erklärten. Dadurch war es möglich, die Skulptur von den Einfuhrzöllen zu befreien. Nun konnte das Rathaus in Palma die gestiftete Nancy dankbar annehmen.

Es war der ausdrückliche Wunsch des Künstlers gewesen, das Mobile in Palmas neuem Parque del Mar, zwischen der Kathedrale und dem Meer zu platzieren. Durch die ständige Brise vom Meer her wäre Nancy in fortwährender Bewegung gewesen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund beschlossen die Funktionäre in Palma aber, die Gärten des s’Hort del Rei zum Aufstellort zu machen. Die Arbeit war dort von 1974 bis 1985 aufgestellt, und ist es seit 1994 wieder bis zum heutigen Tage.

Falls Sie sich das Calder-Mobile ansehen möchten, sollten Sie vielleicht noch 200 m weitergehen und sich auch das Werk Monument a la dona von Joan Miró ansehen, das oft auch Mirós Ei genannt wird. Es befindet sich vor dem Grand Café Cappuccino in der Carrer Conquistador. Die Arbeiten der beiden Freunde sind so platziert, daß sie sich ständig sehen können.

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Das Foto (oben) wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 17. April 2009. Die Uhrzeit: 15:00:16. Das Foto (unten) zeigt den Katalog einer Ausstellung mit Arbeiten von Calder und Miró in der Fondation Beyeler in Basel (Schweiz) sowie der Phillips Collection in Washington DC (USA) aus dem Jahr 2004-05. Diese Abbildung wurde von der Amazon.com-Website geborgt. Thank you very much.

15
Jul
09

Ca’n Vivot

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Can Vivot ist in der Carrer Can Savellà in Palmas Altstadt gelegen. Das Haus wurde zeitweise auch Ca’n Sureda genannt, entspechend früherer Eigentumsverhältnisse. Ca’n Vivot stammt wohl aus dem 14. Jahrhundert, aber die noch originalen Bodegas im Keller gehen auf die maurische Periode (ca. 1100) zurück. 1690 wurde das Gebäude vollständig umgebaut und Nachbarhäuser wurden dem Besitz einverleibt, darunter auch La Gabella de la Sal d’en Catlar, ursprünglich ein Salzlager aus dem 13. Jahrhundert. Ca’n Vivot ist seit 1973 als historisches Denkmal geschützt.

Das herrschaftliche Anwesen war im Laufe der Jahrhunderte im Besitz von etlichen adligen Familien, wie z. B. des Vizconde de Rocabertí und des Marqués de Vivot (Joan Sureda i Villalonga). Eine charmante Dame ist heute die Hausherrin, die Condesa Viuda de Zavellá.

Der Patio dieses außergewöhnlichen Anwesens gilt als der schönste Innenhof von ganz Palma. Da das Haus ganzjährig privat genutzt wird, sind Besuche nur möglich, wenn man die nette Witwe zu einer Einladung bewegen kann. Der Patio kann allerdings in jedem Jahr anläßlich der Corpus Cristi-Festlichkeiten besichtigt werden, wenn Führungen durch Palmas Patios veranstaltet werden. Man kann die tolle Architektur der Patiogestaltung, der Marmorsäulen, der Rundbögen, der Galerie und des imposanten Treppenaufgangs von der Straße aus durch das Eisengitter bewundern, und zwar das ganze Jahr über. Die Patioführungen sind in diesem Jahr nun bedauerlicherweise schon beendet, aber merken Sie sich den Termin von etwa Mitte Juni bis Mitte Juli für nächstes Jahr vielleicht schon einmal vor.

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Die Fotos wurden in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 7. Juli 2009. Die Uhrzeit: 11:51:59 bzw. 11:56:31.

14
Jul
09

Der Kapernstrauch

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Der Kapernstrauch (Capparis spinosa) ist eine weitverbreitete, typische Pflanze im Mittelmeerraum. In seiner wilden Form kommt diese Pflanze auf den Balearischen Inseln gerne zwischen Feldmauern vor, sowie in felsigen Kliffs an der Küste. Kapern wurden früher im Mittelmeergebiet häufig für die Blütenknospen und für die noch grüne (nicht reife) Fruchtbeere kultiviert. Die großblättrige Blüte mit filigranen, weißen Blütenblättern und vielen, langen Stempeln ist besonders schön. Die Blüte ist aber kurzlebig; im Sommer öffnet sich die Blume am frühen Morgen, und ist dann zur Mittagszeit bereits abgestorben.

Möglicherweise wurde der Kapernstrauch bereits zu Beginn des zweiten Jahrtausends von den Mauren nach Mallorca gebracht. Auf Arabisch heißt die Pflanze al-Kabara (Alcaparra auf Kastellano, Taparera auf Katalan), was auf einen arabischen Ursprung der Pflanze auf Mallorca hindeuten dürfte.

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In der Landwirtschaft ist es interessant, wie die Capparis spinosa angebaut wird. Die Pflanze wächst in flachen, runden Büschen auf dem Boden, die in langen Reihen zwischen Bäumen – meist Mandelbäumen – gepflanzt werden. Campos del Port, Santanyí und Llubi haben auf Mallorca einen besonderen Ruf für die Qualität ihrer Kapern. Die Kapernernte ist recht mühsam, da man sich dazu lange in gebückter Haltung befinden muss. Das ist vielleicht auch der Grund, weshalb Kapern heutzutage etwas aus der Mode geraten scheinen.

Auf den Märkten Mallorcas kann man die noch unreife Kapernbeere frisch kaufen. Dabei sind die kleineren Früchte teurer als die etwas größeren, was wohl mit dem Arbeitsaufwand einhergeht. Man kann auch fertige, schon eingelegte Kapern in Gläsern kaufen, deren Geschmack recht intensiv ist. Kapern werden auch als Tapas angeboten. Dann kommen allerdings die größeren, schon reifen Früchte zur Verwendung, die in Essig oder Öl eingelegt sind. Bei ihnen gelten ebenfalls die kleineren Exemplare (Finos) als die bessere Qualität.

Kapern galten auch als Heilmittel und Aphrodisiakum.

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Die Fotos wurden in der Nähe von Campos del Port, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 9. Juli 2009. Die Uhrzeit: 10:12:40, 10:13:52 bzw. 10:13:16.

13
Jul
09

Die nackten Flughafen-Terrassen

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Der neue Flughafen von Palma de Mallorca war vom mallorquinischen Architekten Pere Nicolau Bonet entworfen worden; er wurde vor etwas mahr als zehn Jahren eingeweiht. Von Anfang an klagten Passagiere über die großen Entfernungen, die man zwischen den Check-in-Schaltern und den Abflug-Gates zurücklegen musste. Gleichzeitig war aber Jedermann begeistert über die großzügigen Open-Air-Terrassen, die für den Fall von Flugverspätungen geschaffen worden waren, wo man sich bis zum tatsächlichen Abflug erholen und ausruhen konnte. Man konnte dort sogar auf Bänken schlafen.

Aber irgendtwas muß passiert sein; ich weiß nicht, was. Die Terrassen sind immer noch da, aber sie sind komplett leer geräumt. Man kann sie so gut wie gar nicht mehr nutzen, es sei denn, man bringt sich selbst Hocker oder Liegestühle mit.

Im Jahr 2008 wurden insgesamt 22.832.857 Passagiere im Flughafen PMI abgefertigt (so wird der Flughafen offiziell genannt). Dabei wird jeder Passagier zweimal gezählt, und zwar einmal bei der Ankunft, und dann noch einmal beim Abflug. Ein gewisser Anteil dieser mehr als 11 Millionen Passagiere wird dabei ganz sicher eine Verspätung seines Fluges erlebt haben, denke ich mal. Was könnte nun die Flughafenbehörde von Palma dazu bewegt haben, diese Warte- und Erholungszonen stillzulegen? Ich weiß es nicht. Aber die Terrassen sind immer noch in ihrer riesigen Abmessungen an ihrem alten Ort, mit dem Unterschied, daß man sie heute beim besten Willen nicht mehr benitzen kann, außer vielleicht, um eine Zigarette zu rauchen, ohne das Flughafengebäude zu verlassen.

Vielleicht könnte man die Terrasen stattdessen für Rockkonzerte benutzen, wo man gerne länger steht oder tanzt? Oder hätten Sie eine bessere Idee?

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 25. Juni 2009. Die Uhrzeit: 14:11:58.

12
Jul
09

Ein Obelisk der Schande

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Die Plaça Porta de Santa Catalina in Palma de Mallorca ist ein kleiner, ruhiger Platz vor dem Baluard de Sant Pere, einer alten Festungsanlage, in der jetzt das Baluard Museu d’Art Modern i Contemporani de Palma untergebracht ist.

Vor ein oder zwei Wochen wurde ein auf dem Platz befindlicher Obelisk beseitigt, der einen Brunnen schmückte, der schon länger außer Betrieb war. Die Vecinos des Stadtviertels vom Puig de Sant Pere hatten den Obelisken als ein Franco-Relikt empfunden und deshalb darum ersucht, ihn wegen seiner faschistischen Anmutung zu entfernen. Das Ajuntament de Palma gab nun die Beseitigung des Obelisken der Schande in Auftrag (siehe Foto oben). Das Brunnenelement blieb erhalten und soll in Bälde wieder aktiviert werden (siehe Foto unten). Der kleine Platz verfügt auch über 18 alte Pinien, die als Árboles Singulares geschützt sind. Die Bäume sollen verbleiben, obwohl auch sie auf Geheiß von Franco gepflanzt worden waren.

Vor Kurzem war der Obelisk noch in einer Protestaktion von Aktivisten der Gruppe Milícia Antifeixista mit roter Farbe besprüht worden, um auf seine dunkle Vergangenheit aufmersam zu machen.

Während der Francozeit hieß dieser kleine Platz Plaza Jinetes de Alcalá. Der Obelisk war 1941 im Gedenken an Militärpersonal errichtet worden, das Franco in seinem Putsch gegen die spanische Segunda Republica unterstützt hatte. Diese Putschisten waren als die Jinetes de Alcalá bekannt.

Das neue spanische Gesetz aus dem Jahre 2008, das Ley de la Memoria Histórica, gibt den regionalen Regierungen Spaniens sowie den örtlichen Rathäusern eine gesetzliche Handhabe, um Denkmäler und Insignien mit faschistischem Hintergrund zu entfernen, ebenso wie Straßennamen zu ändern in Fällen, wo Franco und seine Ergebenen geehrt wurden; immer vorausgesetzt, daß die örtliche Bevölkerung einen solchen Eingriff wünscht.

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Die Fotos wurden in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 3. und 7. Juli 2009. Die Uhrzeit: 12:50:53 bzw. 10:15:42.

11
Jul
09

Kein Stierkampf in Felanitx

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Es sieht so aus, als würde der diesjährige Stierkampf in Felanitx diesmal nicht stattfinden. Der Stierkampf findet jeweils aus Anlaß der Sant Agustí-Feierlichkeiten im August statt. Vielleicht war’s das dann auch für immer.

Die Macarena in Felanitx, auch Plaza de Toros genannt, ist eine ziemlich archaische Stierkampfarena, die aus dem Jahre 1914 stammt. Die fast 100-jährige, recht primitive Einrichtung mag vor 50 Jahren schon einmal renoviert worden sein, aber um ehrlich zu sein, ist die ganze Anlage mehr als überaltert. Für einen Fotografen ist ein Besuch in der Anlage ein Traum, weil es wie eine Zeitreise in die Vergangenheit ist. Auch Historiker dürften sich freuen, weil man Einblicke gewinnen mag, wie das Leben in einer mallorquinischen Stadt vor 50 oder gar 100 Jahren ausgesehen haben könnte. Aus heutiger Sicht dürften die Sicherheitsvorkehrungen im Colloseum von Felanitx aber nicht ausreichen, vor allem, wenn man eine Blutsport-Veranstaltung in Verbindung mit dem Konsum von größeren Mengen von Alkohol bedenkt, mit all den damit verbundenen Risiken für Gesundheit und Sicherheit der vielen Besucher.

Anscheinend hat der Consell de Mallorca ergebliche Sicherheitsmängel beanstandet, und die Betreiber der Corridas in Felanitx, ein Unternehmen mit dem Namen Grupo Balañà, beauftragt, unbedingt Verbesserungen vorzunehmen und un die Anlage zu renovieren. Die Genehmigung, die diesjährige Veranstaltung am 28. August abzuhalten, wurde vom Inselrat erst einmal zurückgehalten, bis eine neue Inspektion die erforderlichen Verbesserungen vorfindet. Die Betreiber habe deshalb das Rathaus in Felanitx um einen finanziellen Zuschuß zu der erforderlichen Summe gebeten, die insgesamt wohl bei 90.000 € liegen soll. Der Batle von Felanitx (der Bürgermeister) hat einen solchen Zuschuß aber abgelehnt und sich dabei auf La Crisis berufen. Die Bürger von Felanitx hätten nach seiner Meinung in den gegenwärtigen, schwierigen Zeiten wohl dringendere Probleme, als einen Stierkampf. Der Bürgermeister möchte nicht in den Verdacht geraten, Steuergelder leichtfertig zu verschwenden, vor allem nicht für einen Anlaß, der nur einmal im Jahr stattfindet und dann auch nur für zwei Stunden.

So gesehen hat die gegenwärtige Finanzkrise vielleicht sogar positive Auswirkungen. Die jungen Stiere dürften sich freuen, und auch die Plataforma Antitaurina de Felanitx müßte begeistert sein. Mal sehen, was die Bürger von Felanitx von der Absage halten. Dem Vernehmen nach sind etliche Felanitxers eher niedergeschlagen über den Gang der Dinge, insbesondere die Cosos und wohl auch andere Penyas.

Das Foto stammt aus meinem Bildarchiv. Es wurde in Felanitx, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 28. August 2008. Die Uhrzeit: 13:14:25.




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