Die schweren Regenfälle und Stürme der letzten Wochen haben uns Berge von pflanzlichem Material an einige unserer Strände gespült. Vielleicht sind Sie neugierig und möchten gerne wissen, was genau da vor sich ging.
Kein Grund zur Unruhe. Wir erleben hier einen ganz normalen Vorgang dessen, wie Mutter Natur sich selbst bzw. das Seebett reinigt. Was einigen wie Abfall oder Unrat vorkommen mag, ist wirklich etwas Gutes, Wichtiges und Nützliches.
Posidonia oceanica, auch Neptunspflanzen genannt, ist ein Seegras, das eine wichtige Rolle im ökologischen Gleichgewicht des Mittelmeers spielt. In einigen Regionen ist Neptunsgras deshalb als geschützte Spezies klassifiziert. In meinem englischen Mallorca Daily Photo Blog habe ich vor einiger Zeit schon einmal über die lustigen, kleinen, braunen Bälle geschrieben, die wir gelegentlich am Strand finden können, die ebenfalls mit der Posidonia oceanica zu tun haben.
So wie Laubbäume im Herbst ihre Blätter verlieren, spült die stürmische See die toten Blätter der Neptunspflanzen an den Strand, und zwar nicht nur im Herbst. Vor einiger Zeit, als Spanien noch ein armes Land war, wurden diese Gräser mit der Hand gesammelt und getrocknet. Wohlgemerkt, es handelt sich hier nicht um Seetang, sondern um Seegras.
Das getrocknete Neptunsgras wurde damals dazu verwendet, Matratzen und Kissen zu stopfen, Kühe zu füttern, Strohdächer zu decken oder Verpackungsmaterial zu gewinnen. Erst in jüngerer Zeit hat man erkannt, daß dieses Meerespflanze für den Umweltschutz außerordentlich wichtig ist, lebendig ebenso wie auch abgestorben. Etliche Gemeinden an Spaniens Küsten halten deshalb inzwischen jährliche Veranstaltungen ab, um über die Erhaltung des Neptungrases aufzuklären und um eine neue Strategie zu propagieren, die besagt, daß manche Strände besser in ihrem natürlichen Zustand belassen werden sollten.
In Mallorca allerdings, wo dem goldenen Kalb Tourismus schon so manches hehre Ideal geopfert wurde, machen sich die meisten Gemeinden dran, ihre Strände schnell von dem vermeintlichen Unrat zu säubern, um ihren Gästen einen sauberen Strand bieten zu können. Sie bringen oft schwere Maschinen ins Spiel, um die angespülten Mengen an Seegras zu sammeln und in größeren Haufen aufzutürmen, die anschließend abtransportiert und verkauft werden. Größere Gartencenter kaufen die Ladung, um sie als organischen Kompost zu verwenden.
Das Problem ist dabei aus meiner Sicht nur, daß die schweren Traktoren und Bagger bei dieser Aufräumarbeit mehr Schaden an den empfindlichen Stränden anrichten, als uns allen lieb sein kann. Irgendwann werden die Touristen, für die man die ganze Arbeit leistet, dann vielleicht ganz ausbleiben.
Die Fotos wurden in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien), aufgenommen. Das Datum: 14. Mai 2008. Die Uhrzeit: 14:52:29 und 14:43:18.
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