Archive for the 'Kunst & Künstler' Category

16
Jul
09

Symbol einer Freundschaft

A_Calder

Eine große mobile Skulptur des amerikanischen Künstlers Alexander Calder (1898-1976) ist dauerhaft in Jardins de s’Hort del Rei aufgestellt, und zwar unmittelbar unterhalb des Palau de l’Almudaina im Passeig Antoni Maura in Palma. Die Skulptur trägt den Titel Nancy (1972); das Objekt war Teil einer Ausstellung von Werken des Künstlers in der Galerie Sala Pelaires in Palma im September/Oktober 1972. Der Amerikaner war lebenslang mit dem mallorquinischen Künstler Joan Miró befreundet, auf dessen Anregung hin die Ausstellung Calders bei Pelaires durchgeführt wurde. Die beiden Künstler hatten sich 1928 in Paris (Frankreich) kennengelernt, wo beide damals lebten und arbeiteten. Die Freundschaft dauerte bis zum Lebensende Calders an.

Miró überredete seine Freund Calder später, diese Skulptur dem Ajuntament de Palma zu schenken. Aber wie das so oft im Leben ist, waren die Bürokraten nicht wirklich froh über dieses großzügige Geschenk. Die Gesetzgebung machte es damals unabdingbar, erhebliche Einfuhrsteuern für das Kunstobjekt zu bezahlen. 1973 stand Spanien immerhin noch unter Francos Faust. Zum Glück gab es aber einige Würdenträger in Madrid, die das Kunstwerk alsbald zum Patrimonio Nacional erklärten. Dadurch war es möglich, die Skulptur von den Einfuhrzöllen zu befreien. Nun konnte das Rathaus in Palma die gestiftete Nancy dankbar annehmen.

Es war der ausdrückliche Wunsch des Künstlers gewesen, das Mobile in Palmas neuem Parque del Mar, zwischen der Kathedrale und dem Meer zu platzieren. Durch die ständige Brise vom Meer her wäre Nancy in fortwährender Bewegung gewesen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund beschlossen die Funktionäre in Palma aber, die Gärten des s’Hort del Rei zum Aufstellort zu machen. Die Arbeit war dort von 1974 bis 1985 aufgestellt, und ist es seit 1994 wieder bis zum heutigen Tage.

Falls Sie sich das Calder-Mobile ansehen möchten, sollten Sie vielleicht noch 200 m weitergehen und sich auch das Werk Monument a la dona von Joan Miró ansehen, das oft auch Mirós Ei genannt wird. Es befindet sich vor dem Grand Café Cappuccino in der Carrer Conquistador. Die Arbeiten der beiden Freunde sind so platziert, daß sie sich ständig sehen können.

calder_miró

Das Foto (oben) wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 17. April 2009. Die Uhrzeit: 15:00:16. Das Foto (unten) zeigt den Katalog einer Ausstellung mit Arbeiten von Calder und Miró in der Fondation Beyeler in Basel (Schweiz) sowie der Phillips Collection in Washington DC (USA) aus dem Jahr 2004-05. Diese Abbildung wurde von der Amazon.com-Website geborgt. Thank you very much.

04
Jul
09

Street Art

Albert_Pinya_1

Auf einem Ihrer Einkaufsbummel in Palmas Altstadt sind Sie vielleicht schon einmal einigen dieser kleinen Graffitibildern begegnet, zum Beispiel in der Carrer Sant Feliu, in der Carrer Montenegro oder im ganzen Sa Llotja-Stadtteil. Die Graffitizeichnungen zeigen etwa das Bild eines Insekten neben dem Wort ‚God‘, oder das Bild eines vierbeinigen Tiers mit dem Wort ‚Spacesheep‘. Falls es Sie interessieren sollte, der Künstler heißt Albert Pinya.

Es ist tatsächlich ein Künstler, der die kleinen, sehr exakt ausgeführten Graffitibilder gemalt hat, zumindest sagt das sein Galerist für Spanien, Ferran Cano (hier im Bild, links; rechts daneben sitzt der Künstler). Albert Pinya wurde 1985 in Palma de Mallorca geboren. Er lebt und arbeitet derzeit in Berlin.

Albert_Pinya/Ferran_Cano

Für diejenigen unter Ihnen, die sich für Pinyas Galeriebilder (Acryl auf Leinwand) interessieren, hier ist ein Bild mit dem Titel ‚Majorca‘. Außer in Berlin hat der Künstler seine Arbeiten bisher schon recht erfolgreich in Italien (Mailand und Turin), in den USA (Chicago und New York), in Belgien (Antwerpen), in der Schweiz (Basel) und in Spanien (Barcelona, Palma, Manacor und Caceres) ausgestellt. Dies ist ein Künstler, von dem wir noch einiges hören dürften.

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Das Foto (oben) wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 16. Mai 2009. Die Uhrzeit: 13:49:22. Das Foto (Mitte) wurde vom Internet geborgt; dem Diario de Mallorca sei ein Gracias gesagt. Das Foto (unten) wurde vom Gómezdelacuesta Blog geborgt. Muchas gracias.

17
Jun
09

Die Pracht der Rosette

roseton

Die prachtvolle östliche Rosette in Palmas Kathedrale erlitt im Februar 2008 einen Sturmschaden und musste aufwendig restauriert werden. Einige der Glasscheiben sowie eine Anzahl der Steinfassungen, die die Glasscheiben in ihrer Position halten, waren gebrochen und beschädigt worden. Die Rosetten und einige der anderen Kathedralenfenster sind für ihre farbige Pracht und Gestaltung berühmt, was kein Wunder ist, stammen sie doch aus der Hand von Antoni Gaudí, der Vielen Dank seiner noch immer unvollendeten Sagrada Familia in Barcelona bekannt sein dürfte.

Zum Glück ist das Meisterwerk wieder in den Zustand seiner alten Pracht zurückversetzt worden, und zwar gerade rechtzeitig für die Feiern zum Corpus Cristi-Fest am letzten Sonntag.

Die Rosetten wären vielleicht ein guter Grund, um La Seu bald wieder einmal zu besuchen, wie Palmas Kathedrale von den Einheimischen genannt wird. Vergessen Sie aber nicht, daß der Eintritt zur Kathedrale außerhalb der Zeiten des Gottesdienstes durch die Casa de Almoina erfolgt, in der das Museo de la Catedral untergebracht ist. Der Eintritt beträgt dort 4 €, es sei denn, Sie wären ein Resident in Mallorca und könnten sich entsprechend ausweisen. In diesem Falle wäre der Eintritt umsonst und kostenfrei. Vergeltsgott.

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 16. Juni 2009. Die Uhrzeit: 13:49:22.

28
Mai
09

Magische Steinkreise

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Mallorca ist stolz auf seine große Anzahl von prähistorischen Ausgrabungsstätten, von denen gut und gern 1.000 bekannt sind. Viele dieser prähistorischen Stätten befinden sich in einem bedauernswerten Zustand des Verfalls, in dem die ursprüngliche Form und Ausdehnung nicht mehr zu erkennen sind. Andere Stätten sind noch im Zustand einer immerwährenden Ausgrabungsarbeit (man denkt wohl, wenn die Stätten schon 3.000 oder 4.000 Jahre alt sind, dann kommt es ja wohl auf weitere zehn oder zwanzig Jahre auch nicht mehr an). Etwa 150 Ausgrabungsstätten befinden sich in einem recht guten Erhaltungszustand und sind es Wert, besucht zu werden (z. B. Ses Païses, S’Hospitalet Vell, Son Fornés oder Son Real, um nur einige zu nennen).

Einige dieser mallorquinischen Stätten aus der Jungsteinzeit, Steinzeit oder Bronzezeit mögen durchaus Orte von Ritualen, Gebetsstätten oder Grabstätten gewesen sein. Ein mallorquinisches Stonehenge war aber nicht dabei, soweit wir das heute beurteilen können.

Zwei Künstler (ein Ehepaar) haben ein Kunstwerk geschaffen, das die Bedeutung Mallorcas für die Frühgeschichte betont, und das auch eine Hommage ist an die magische und zugleich rätselhafte Kraft der vorgeschichtlichen Steinkreise à la Stonehenge (GB). Bei den Künstlern handelt es sich um Ben Jakober und Yannick Vu; ihr Steinkreis trägt den Titel Las Estelas del Sol, und stammt aus dem Jahre 2007. Die Arbeit kann in der Fundació Yannick y Ben Jakober in der Nähe von Alcúdia bewundert werden. Glaubt man den Künstlern, dann ist ihre Installation „von den Megalithen oder Steinkreisen inspiriert. Es ist anzunehmen, daß diese Steinkreise nach astronomischen Berechnungen aufgestellt wurden, um vielleicht Rituale zu begehen, die dem Kult der Mutter Erde huldigten“. Die Installation der Künstler besteht aus 12 Obelisken (Hinkelsteinen), die auf der Insel gefunden wurden. Jeder der Obeliske wiegt ca. 9 Tonnen; die Arbeit hat einen Durchmesser von etwa 35 m aud eine Höhe von etwa 3,5 m.

Ben Jakober / Yannick Vu, Estelas del Sol, 2007

Dieser eindrucksvolle mallorquinische Steinkreis kann jeden Dienstag kostenlos bewundert werden (09h30 bis 12h30 und 14h30 bis 17h30). An anderen Tagen (Mittwoch bis Samstag) wird Eintritt in Höhe von 9 € berechnet.

Das Foto (oben) stammt aus meinem Bildarchiv. Es wurde in der Nähe von Alcúdia, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 18. Mai 2008. Die Uhrzeit: 14:20:54. Das Foto (unten) wurde von der Website der beiden Künstler entliehen. Thank you.

13
Mai
09

Die Església de Sant Julià

sant_julia

Campos del Port ist ein sehr lebhaftes Pueblo im Südosten der Insel, mit etwa 8.000 stolzen Einwohnern, die lauthals darüber klagen, daß ihr Ort die einzige Gemeinde Mallorcas sei, die über keine eigenen touristischen Einrichtungen innerhalb der Gemeindegrenzen verfügt (Hotels, Marinas, Golfplatz etc.). Davon abgesehen, ist der Ort vielleicht am Ehesten für Pomar bekannt, eine Konditorei und Pastisseria, die zu den besten auf der Insel zählen dürfte, oder auch für die Baños de Sant Joan de la Font Santa.

Campos del Port ist wohl auch kaum für seine schöne Kirche, die Església parròquial de Sant Julià bekannt, obwohl es dafür viele Gründe gäbe. Das Äußere der Kirche ist vielleicht nicht erhabener als das vieler anderer katholischer Kirchen auf Mallorca, aber das Innere des Kirchenschiffs ist auf eine überwältigende Weise anders, ja, atemberaubend. Sant Julià wurde zwischen 1858 und 1873 im neoklassischen Stil erbaut. Die riesigen Proportionen des Kircheninneren mögen überraschen, und das Gewölbe des Kirchenschiffs mit seiner wunderschönen Deckenmalerei in weißen, blauen und goldenen Sternen ist schlichtweg beeindruckend.

Die Església de Sant Julià bietet darüberhinaus auch noch einen Leckerbissen aus der Kunstgeschichte, und zwar in Form eines Ölgemäldes aus dem 17. Jahrhundert (Nuestro Señor de la Paciencia), das dem spanischen Maler Bartolomé Esteba Murillo zugeschrieben wird. Normalerweise muß man Orte wie das Museo del Prado (Madrid), die National Gallery of Ireland (Dublin), oder die Hermitage (St. Petersburg) besuchen, um eines von Murillos Werken sehen zu können.

Murillo

Die Fotos wurden in Campos del Port, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 10. Mai 2009. Die Uhrzeit: 13:03:17 bzw. 12:53:41.

01
Mai
09

Kunst und Künstler

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Einige Leute behaupten, daß an die 7.000 Künstler auf Mallorca ihren Lebensunterhalt durch die Kunst bestreiten. Daraus darf man folgern, daß Mallorca eine Insel ist, wo es der Kunst und den Künstlern eher gut geht.

Vor wenigen Tagen geriet ich ziemlich zufällig in zwei Kunstausstellungen, die mich so sehr begeistert haben, daß ich Ihnen davon erzählen will. Die erste Ausstellung wird morgen nun leider schon geschlossen werden, mit Arbeiten des tschechischen Künstlers Miroslav Tichý (geboren 1926 in Nětčice, Tschechische Republik). Die Ausstellung war unter dem Titel ‚Gebete, Träume und Göttinnen‘ von der Galería Kewenig mit Fotoarbeiten und frühen Gemälden zur Schau gestellt worden. Diese Galerie dürfte derzeit die Kunstgalerie mit dem anspruchvollsten Programm aller Galerien in Palma sein, die sich um zeitgenössische Kunst kümmern. Die nächste Ausstellung wird dort in etwa acht Tagen mit Arbeiten auf Paper von Ian Hamilton Finlay (geboren 1925, Bahamas – gestorben 2006, Schottland) eröffnet werden.

Die zweite Ausstellung war gerade eben erst im Casal Solleric mit Arbeiten des mallorquinischen Künstlers Joan Costa (geboren 1961, Palma de Mallorca) eröffnet worden. Die Ausstellung läuft unter dem Titel ‚Ondulacions de la Mediterrània‘ und kann noch bis 7. Juni dort gesehen werden. Die beste Arbeit in dieser Ausstellung von Joan Costa ist nach meiner Meinung die in diesem Foto gezeigte Installation mit dem Titel ‚Blau‘ (2006).

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 29. April 2009. Die Uhrzeit: 13:24:42.

07
Mär
09

Der Weltfrauentag

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Heute, am 8. März, wird weltweit der Internationale Frauentag begangen, oder auch der Weltfrauentag (in Spanien wird das Día de las Mujeres genannt).

Aus diesem Anlaß veranstaltet die Fundació Pilar i Joan Miró a Mallorca heute einen Tag der offenen Tür, und zwar von 10h00 bis 15h00. Die Ausstellung, die dort zur Zeit gezeigt wird, steht unter dem Thema Joan Miró. Evocació de la imatge femenina (Joan Miró. Das Erwecken des weiblichen Abbilds). Über 90 Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen aus der Hand des katalanischen Künstlers (1893-1983) können dort heute bei freiem Eintritt gesehen werden. Die Ausstellung war bereits im Dezember aus Anlaß des 25. Todestages von Miró eröffnet worden, und kann nun noch bis 15. März gesehen werden.

Frauen sind häufig das Thema in Mirós Werken. Ein Beispiel dafür kann man in meinem Foto sehen: Maternité, ein Bronzeguß aus dem Jahre 1973. Diese Skulptur ging vor einigen Jahren in den Besitz des spanischen Staates über, als die spanischen Steuerbehörden einen Teil von Erbschaftssteuern, die Mirós Familie zu zahlen hatte, mit Werken verrechneten. Zur Zeit ist die Skulptur im Garten des Consolat de Mar aufgestellt. Leider kann dort aber niemand das Werk betrachten, da das Consolat und der Garten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Jetzt gibt es aber gute Nachrichten. In diesen Tagen wurde zwischen dem Govern Balear und der Fundació Pilar i Joan Miró ein Abkommen unterzeichnet, demzufolge diese und noch ein paar andere Skulpturen nun leihweise der Fundació Miró überlassen werden. Das Abkommen gilt zunächst für ein Jahr, kann aber bis auf maximal 20 Jahre verlängert werden, ohne daß die Besitzverhältnisse davon berührt werden. Ich denke, es ist besser, wenn Kunstwerke für die Öffentlichkeit zugänglich sind, vor allem dann, wenn es sich um wichtige Werke bedeutender Künstler handelt. In diesem Fall ist dies sicher gegeben.

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 1. März 2009. Die Uhrzeit: 16:30:36.

19
Feb
09

Der Club de los Poetas

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Als ich kürzlich am Strand der Cala Pí de la Posada spazieren ging, entdeckte ich ganz zufällig den Club de los Poetas (siehe Foto). Ich habe keine Ahnung, um was es sich dabei handelt oder wer hinter der Sache stecken mag.

Die Península de Formentor gehört zur Gemeinde Pollença. ich nehme deshalb an, daß der Club de los Poetas vielleicht mit dem Club de Pollença zu tun hat, oder aber mit den Kulturbediensteten vom Ajuntament de Pollença. Oder es könnte sich auch um eine Privatinitiative handeln, die diese privilegierte Lage neben dem Nobel-Hotel Formentor und direkt gegenüber der kleinen, romantischen Illa de Formentor vielleicht für Dichterlesungen und Kunstausstellungen nutzt.

Jedenfalls ist im Internet unter Anderem der Hinweis zu finden, daß die Idee des Club de los Poetas möglicherweise auf eine Anregung des Schriftstellers Camilo José Cela zurückgeht, dem spanischen Nobelpreisträger für Literatur.

Falls Sie vielleicht mehr über dieses kleine Geheimnis wissen, sagen Sie mir bitte Bescheid.

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Das Foto (oben) wurde auf der Península de Formentor, Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 14. Februar 2009. Die Uhrzeit: 15:14:52. Das Foto (unten) wurde im Club de los Poetas in Formentor, Mallorca, aufgenommen. Es zeigt Camilo José Cela mit einigen Schriftstellerkollegen. Das Foto wurde von Mario Muchnik im Jahre 1959 aufgenommen. Muchas gracias.

12
Feb
09

Der katalanische Weltatlas von 1375

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Mallorca hatte während des 14. Jahrhunderts einen besonderen Ruf aufgrund seiner vielen, ausgezeichneten Kartografen. Unter den berühmtesten Kartenkünstlern befanden sich Abraham Cresques und sein Sohn Jafudà (Letzterer in meinem Foto in einer Skulptur aus dem 20. Jahrhundert). Beide lebten in Palma de Mallorca; sie waren jüdischen Glaubens. Nach den Aragonesischen Verfolgungen (1391) mußte Jafudà Cresques zum Christentum zwangskonvertieren; er nannte sich danach Jaume Riba (Lateinisch: Jacobus Ribus).

Dokumente belegen, daß König Pedro IV von Aragón und Katalonien Abraham Cresques beauftragte, eine Mapamundi zu fertigen, die die Welt  so zeigen sollte, wie man sie bis dahin kannte (“a saber imagen del mundo y de las regiones que hay en la Tierra y los diferentes pueblos que la habitan”). Diese Karte, die auch als ‚Atles català‚ bekannt ist, wurde im Jahre 1375 fertiggestellt. 1381 vermachte Pedro IV das Meisterwerk seinem Cousin, König Charles VI. von Frankreich, als Geschenk. Der Sohn und Thronfolger Pedros IV, König Juan I bestellte 1387 eine weitere Mapamundi von Jafudà Cresques, nachdem Cresques der Ältere im gleichen Jahr verstorben war. Die neue Karte wurde 1389 fertiggestellt; sie gilt allerdings als verloren. Der Katalanische Atlas von 1375, der unten zu sehen ist, gehört heute der Bibliothèque Nationale de France, in Paris, und ist dort ausgestellt.

atlas_catala

Die Fundació Bartolomé March im Museum Palau March in Palma besitzt eine wichtige Sammlung mittelalterlicher Karten, insbesondere aus dem Kreis der Escuela Mallorquín, aber leider ist darunter keine von der Hand von Cresques Vater oder Sohn. Trotzdem wäre ein Besuch dort lohnend, falls man sich für das Interessengebiet begeistern kann. Die Öffnungszeiten im Museum Palau March sind von Montag bis Freitag (09h30 – 14h00), und von Dienstag bis Donnerstag (16h00 – 20h00) bis einschließlich 14. Juli. Danach ist dann bis 16. September am Nachmittag jeweils geschlossen. Der Eintritt beträgt 3.60 €.

Das Foto (oben) wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 19. September 2008. Die Uhrzeit: 16:01:11. Die Mapamundi-Karte (unten) wurde vom Internet geborgt. Valdeperrillos sei dafür gedankt. Gracias.

04
Feb
09

The secret life of plants

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Zum ersten Mal in seiner fünfjährigen Geschichte hat das Baluard Museu d’Art Modern i Contemporani de Palma eine wirklich wichtige Kunstausstellung an Land geholt: Anselm Kiefer – Obres de la col·lecció Grothe.

Anselm Kiefer (Donaueschingen, 1945) ist einer der wichtigsten deutschen Künstler der Gegenwart. Sein Werk ist weltweit anerkannt und erfolgreich, gleichzeitig aber auch umstritten. Kiefer wurde unter Anderem 2008 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Sein Werk tendiert hin zum Monumentalen und zur Esoterik. Die Anliegen des Künstlers sind die großen deutschen Themen: die Last der Geschichte, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, deutsche Mythologien, die Traumatisierung der deutschen Gesellschaft, kollektive Erinnerung, die (Un-)Fähigkeit zu Trauern, das Schicksal der Erde an sich. Anselm Kiefer lebt seit 1993 in Frankreich.

Die Ausstellung in Palma zeigt zwölf riesige Bilder sowie eine Skulptur, die alle zwischen 1981 und 2008 entstanden sind, und die das breite Themenspektrum des Künstlers aufzeigen. Das am Meisten beeindruckende Bild der Ausstellung nimmt eine ganze, 22 m lange Wand ein: The secret life of plants ist aus 13 Panelen zusammengesetzt, die in Öl- und Acrylfarbe auf Bleifolien gemalt sind. Das gigantische Kunstwerk misst insgesamt 390 x 2100 cm und zeigt durch seine Größe eine der Schwächen der Museumsarchitektur auf. Der Besucher möchte so nahe wie möglich an das Bild herantreten, um die überwältigende Detailvielfalt ins Visier zu nehmen, muß aber gleichzeitig auch so großen Abstand wie möglich herstellen, um die enorme Dimension des Bildes mit einem Blick auf sich wirken zu lassen. Leider lassen die langen, aber schmalen Ausstellungshallen des Museums dies aber nicht zu. Unter den Umständen ist es ratsam, The secret life of plants von einer Empore im ersten Stock des Museums aus zu betrachten. Von dort habe ich auch das Foto aufgenommen.

Wie dem auch sei, das Talent des Künstlers und sein handwerklicher Umgang mit den Materialien sind einzigartig. Seine Bildsprache, die Themenauswahl, die überwältigenden Bildformate und die Wirkung der Gesamtpräsentation machen diese Ausstellung zu einem besonderen Erlebnis, das man nicht versäumen sollte.

Es Baluard Museu d’Art Modern i Contemporani de Palma ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 10h00 und 20h00 geöffnet. Der Eintritt beträgt 6 €, es sei denn, man geht an einem Freitag in’s Museum; dann kann man den Eintrittspreis selbst bestimmen. Ein aufwendiger Katalog in katalanischer Sprache wurde eigens herausgegeben, mit Übersetzungen in Spanisch, Englisch und Deutsch (35 €). Die Ausstellung ist noch bis 30. August zu sehen.

Das Foto wurde in Palma de Mallorca, Balearen (Spanien) aufgenommen. Das Datum: 31. Januar 2009. Die Uhrzeit: 11:30:45.




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